Eine Perle in Plagwitz
In kaum einer anderen Ecke von Leipzig ist die Gastro-Szene momentan lebhafter als rund um den Karl-Heine-Boulevard im Westen der Stadt. Längst habe ich nicht alle Neueröffnungen gekostet, andere haben mich nicht zum Schreiben inspiriert. Das Upper West hingegen schon …
Passend zum Leipziger Westen überzeugt das Szene-Restaurant schon beim Eintreten mit schickem Industrie Charme: Graffiti und Backstein zieren die Wände, der Loungebereich mit Ledersofas lädt zum Chillen ein. Ein im Glashaus stehender Tisch in der Mitte des Lokals sorgt dafür, dass man sich in dem turnhallen-großen Raum nicht ganz verloren fühlt. Nur die mit Kunstholz furnierten Tische stören den Gesamteindruck ein wenig. Aber die stammen wohl noch vom Vorgänger, der sich dort mit einem Fine-Dining-Konzept versucht hatte …
Beim ersten Blick auf die Karte zucken meine Geschmacksknospen allerdings erstmal zusammen. So richtig will sich die Küche nicht festlegen. Ein wilder Mix aus asiatischen und orientalischen Speisen rangeln mit Köstlichkeiten der westlichen Welt um meine Aufmerksamkeit. Kann das gut gehen? JA! Tatsächlich tut sich mein Geschmackskompass schwer mit der Auswahl – die originell interpretierten Gerichte klingen köstlich:
Ich schwanke zwischen Thunfischsteak mit japanischem Bergpfeffer auf schwarzem Reis und Grillgemüse (17,50 Euro), Thai-Curry (13,50 Euro) und einem Schnitzel mit Sesam-Pankohülle samt Gurkensalat und Preiselbeermarmelade (17 Euro). Am Ende entscheide ich mich an dem grauen Montag dann aber doch für einen bunten Karneval der Aromen und bestelle die Lamb Bowl (19 Euro). Schließlich soll der Food-Trend aus den USA nicht nur gesund sein, sondern auch glücklich machen.
Eine ausgezeichnete Wahl, wie sich gleich noch herausstellen wird. Doch zunächst zum kulinarischen Auftakt:
Hallo Orient!
Lammköfte auf Spinatblättern, Tomatensalat, rote Zwiebeln, Petersilie und schwarzen Oliven (9 Euro) lachen mich an. Die Wahl fällt aber auf hausgemachte Falafel, die extra mit dem Hashtag #homemade versehen sind. Ich erliege dem Label – und bereue es nicht. Die Falafel sind saftig und gut gewürzt. Aber vor allem der bunt gemischte Salat mit einem vorzüglichen Senf-Dressing (definitiv hausgemacht) und köstlichem Hummus sowie einem Jogurt-Dip begeistern meine Geschmacksnerven. Nur das Fladenbrot ist etwas wabbelig und trocken. Doch das stört den eigentlichen Genuss nicht wirklich …
Dann kommt mein Hauptgang aus dem Napf – prall gefüllt mit Superfood und viel Geschmack! Neben dem Lamm tummeln sich Linsen, rohe Spinatblätter, gebackene Süßkartoffeln, Tomaten, Kichererbsen, Kimchi, rote Beete, Sprossen, Kresse, Chia, Sonnenblumenkerne und Sesam samt Pepper Grayvie in der Schüssel. Alle Zutaten sind top-frisch, das Fleisch von guter Qualität und die zahlreichen Aromen fein aufeinander abgestimmt. Die Bowl ist so lecker und so reichlich, dass ich mir den Rest sogar in einem Doggy-Bag mit nach Hause nehme.
Beim nächsten Mal …
Für einen Nachtisch ist leider kein Platz mehr. Dabei hätte ich den New York Cheesecake mit Blaubeerragout und Holunder (6 Euro) wirklich gerne probiert. Ein Espresso musste aber sein – und der wurde nicht nur vorbildlich mit einem Glas Wasser samt saftigem Mini-Brownie (den konnte ich dann doch nicht liegen lassen konnte) serviert. Die Kaffeespezialität hat auch ausgezeichnet geschmeckt!
Das Fazit
Meine Geschmacksknospen freuen sich schon jetzt auf den nächsten Besuch im Upper West!
Wo? Gießerstraße 12 in Leipzig Plagwitz
Wann? Mittwoch bis Freitag 17 bis 23 Uhr, samstags ab 10 und sonntags wird schon ab 9.30 Uhr gebruncht
Gut zu wissen: Parken kann man ganz wunderbar auf dem Hinterhof des Gebäudes. Allerdings muss man zuerst die Weißenfelser Straße ein ganzes Stück stadtauswärts fahren, bis man zur Einfahrt kommt
Einziger Kritikpunkt: Die Weinauswahl ist leider mehr als überschaubar, dafür werden Cocktails und zahlreiche Biere angeboten
Mehr Infos: Upper West
Fotos: Michaela Morrison mit dem i-Phone 7