Genießen wie in Frankreich
Ein kulinarischer Bericht über das C’est la Vie liegt mir schon lange auf der Zunge. Nirgendwo in Leipzig genießt es sich französischer. Mein letztes Esserlebnis in dem Lokal hat aber all meine schlemmernden Erwartungen übertroffen …
Bereits bei der Eröffnung des Restaurants im Herbst 2015 war klar: Das ambitionierte Gastgeberpaar – die eine herzlich charmant, die andere cool und kompetent – will nach den Sternen greifen! Raffiniert klingende Konstellationen von Foie Gras über in Butter konfiertem Hummer bis hin zu Froschschenkeln und Austern an Chesterbrot und Schalottenvinaigrette ließen meinen Geschmackskompass beim Lesen der Karte begeistert Saltos Richtung Frankreich drehen. Beflügelt von leckerstem Champagner schmeckte die Realität jedoch meist ein wenig fader als meine Phantasie. Es fehlte stets ein Zungenschlag zum lukullischen Fest.
Französische Küche, sächsische Köche!
2016 bahnte sich aber ein Wechsel in dem Lokal an der Zentralstraße an: Zwar setzen die Gastgeberinnen weiterhin auf Französische Küche, holten aber heimische Köche! Seither tobt sich der Leipziger Alexander Damm mit seinem Team und viel Spaß am Experimentieren im Reich der klassisch französischen Küche aus (Leider hat Alexander Damm das Restaurant inzwischen verlassen – siehe Update). Als meine Lieblingsrestaurant-Begleitung Tina und ich neulich Weihnachten, Neujahr sowie das Leben im C’est la Vie (nach)gefeiert haben, waren wir uns gleich nach dem ersten Gang einig:
Die Mannschaft kocht inzwischen zu Höchstgenüssen auf. Selbst vom Brotkorb konnte ich meine Finger nicht lassen. Und eigentlich nasche ich NIE von dem Sattmacher. Aber die selbst gebackenen Kreationen des Hauses sind einfach zu köstlich.
Und erst das Tatar vom Charolais Rind (16 Euro)! Ein perfekter Start: Das Fleisch gut gewürzt und von ausgesprochen guter Qualität. Roggenbrotbrösel sowie hauchdünne Scheiben erdiger Roter Beete verpassen dem Klassiker mit wachsweichem Wachtelei und Senfsaat einen intensiven Dreh. Die Aromen sind perfekt aufeinander abgestimmt.
Gekonnt begleitet mich zu dem grandiosen Auftakt ein Cuvée Alexandre 2016 (32 Euro pro Flasche). Ein herrlicher Rosé aus dem Languedoc! Gekeltert aus 80 Prozent Syrah und 20 Prozent Grenache tänzelt er leicht wie ein Weißer auf meiner Zunge, hat aber den Bumms eines Roten.
Genau SO liebe ich Rosé!
Im kulinarischen Hühner-Himmel der Grande Nation
Zum Hauptgang flattert ein köstliches Schwarzfederhuhn mit Stopfleber auf meinen Teller (33 Euro). Das Fleisch des „Poulet Noir Fermier“ hat übrigens nichts mit dem seiner herkömmlichen Artgenossen aus heimischen Hühnerställen zu tun – das besagte Federvieh ist ein Spitzenprodukt der französischer Geflügelzuchtkunst. Neben Naturfutter werden die Tiere fast ausschließlich mit Getreide und Mais beköstigt. Alles im Freiland natürlich! Und auf die Schlachtbank geht es für die glücklichen Hühner erst, wenn sie vermehrungsfähig sind.
Das Ergebnis: Ein besonders schmackhaftes und vor allem saftiges Fleisch. Lecker, unfassbar LECKER. Und die süßlich aromatische Albufera Sauce passt perfekt dazu!
Tina – Genussmensch durch und durch, obwohl Vegetarierin – schwebt ebenfalls auf lukullischen Wolken. Also ist das C’est la Vie wohl unbedingt auch solchen Feinschmeckern zu empfehlen …
Das süße Finale!
Zum Dessert ticken unsere Gaumen jedenfalls wieder im Einklang. Und wir sind gespannt! Denn: Für Chef de Cuisine Damm ist die Nachspeise das „Grande Finale“. Auf seiner Homepage bekennt er: „Speziell die Patisserie ist für mich Ausdruck von Phantasie. Es bedeutet, der eigenen Kreativität freien Lauf zu lassen, verschiedene Produkte immer neu zu verarbeiten und zu kombinieren.“ Zwar tummeln sich auf den Tellern recht viele Aromen, aber sie ergeben ein harmonisches Geschmacksbild:
Die knusprigen Mandel-Macarons mit saftigem Schokolandenkern haben Suchtpotential. Die lustigen Kalamansi-Zitronen-Olivenöl-Perlen samt Orangen Sponge dazu, sorgen für einen Frische-Kick (12,50 Euro). Und die Rosmarin-Cassis-Creme mit Zitronen Biskuit und Joghurt-Safran-Sorbet hätten wir am liebsten noch ein zweites Mal bestellt – aber es passen nur noch Zentiliter …
Eine Framboise d´Alsace aus dem Hause Nusbaumer krönt unser lukullisches Fest. „C’est la vie …“ – es könnte kaum besser schmecken! Wir laufen satt und glücklich durch die Straßen des nächtlichen „Klein Paris“ nach Hause. Und wir denken: Selten hat dieser Beiname besser zu Leipzig gepasst, als nach diesem Esserlebnis …
UPDATE März 2018: Chef de Cuisine Alexander Damm hat das französische Restaurant leider verlassen – Hannes Schlegel vom Fürstenhof hat den Posten nun übernommen. Ein guter Grund mehr ganz bald mal wieder einen Abend im C´est la vie zu genießen. Bericht folgt …
- Wo? Zentralstraße 7 nahe der Gottschedstraße in Leipzig.
- Wie viel? Preislich ist das C’est la Vie zwar noch weit von Paris entfernt, aber zwei Personen können am Abend schnell mal 150 bis 200 Euro weg schlemmen.
- Bemerkenswert: Die Champagner-Karte! Mehr als 10 ausgefallene Erzeugnisse aus der Champagne sind dort aufgeführt. Die Gastgeberinnen sind eindeutig Fans des edlen Sprudels und definitiv mit einem tollen Geschmackssinn ausgerüstet (Glas ab 9 Euro ).
Mehr Infos: www.cest-la-vie.restaurant
Fotos: Michaela Morrison mit dem i-Phone 7
Schade nur das Herr Damm nicht mehr mit von der Partie ist.. Klasse Artikel, absolut klasse geschrieben, vielen Dank. LG