Leipzig, Osten, Restaurants
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Eine Weinbar in Leipzig: Gastro-Asyl im Château

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Im „Guide Michelin“ leuchtet der Stern noch. Doch der Ofen in der „Residenz“ ist lange aus – Köche wie Kellner haben das ausgezeichnete Restaurant im Herrenhaus Möckern verlassen. Es ist jetzt eine Eventlocation und ich habe meine Chance, Leipzigs zänkische Gastro-Sensation des vergangenen Herbstes zu kosten schlichtweg verpasst. Ärgerlich? Nicht wirklich …

Der Sterne-Krieg war durchaus unterhaltsam und die Sternschnuppe für das Château 9 ein kulinarischer Glücksfall: Ohne Zögern hat Stefan Maas dem ambitionierten Team um Koch Max-Henry Müller in seiner Weinbar Asyl gewährt. „Wir wollten eh´mal mehr als Schinken und Cracker zum Wein anbieten – das hat einfach gepasst!“

Zwischen Weinregalen und mundgeformten Lampentropfen lässt sich nun das ausgezeichnete Talent des Küchen-Chefs zu fast 400 verschiedenen Weinen ausschweifend probieren. Vor allem, wenn am Abend die köstlichen KLEINigkeiten serviert werden:

Geschmackskompass im Chateau9 Leipzig Wein Design

Die Portionen sind kaum größer als Snacks. Typisch Sterneküche!? Vielleicht. Aber hier macht auch der Preis (5 bis 7 Euro) Appetit. Gabel für Gabel kann man sich durch die Karte mit rund zehn warmen wie kalten Happen kosten. Immer wieder auf´s Neue! Damit in der Küche keine Langeweile aufkommt, wechseln die Gerichte oft schneller, als mancher kochen kann …

Mit dem ersten Bissen war ich blitzverliebt!

Zu einem kühlen Glas Rosé mit herrlich urbanem Blick auf Leipzigs City, gesellte sich ein perfekter Pulpo – bissig, aber gleichzeitig butterzart. Eine solche Punktlandung schaffen nur wenige! Die dazu kredenzte Limetten-Majo im Mix mit Algen und etwas Ingwer tanzt mir heute noch auf der Zunge.

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Eine GESCHMACKSEXPLOSION!

Kulinarisches Glück verdrehte meinen Geschmackskompass. Ich habe sofort eine zweite GLEICHE Portion bestellt, obwohl die Karte laut „Probier mich!“ schrie.

Aber – Mini-Portionen sei Dank –  Platz hatte ich trotzdem noch! Etwa für die Jakobsmuschel an Erbsenpüree und gegrillter Wassermelone samt einer fantastischen Krustentierjus!

Geschmackskompass im Chateau9 Jakobsmuschel an Erbsenpüree und Wassermelone

Raum war dann sogar noch für die Spareribs. Zum Glück! Wie von selbst fiel das mit würziger Cola-Marinade eingelegte Fleisch in meinen Mund – lecker! Dazu Mais, mal knackig mal als Püree. Hätten Rippchen im BBQ-Land der unbegrenzten Möglichkeiten immer so geschmeckt, ich wäre jetzt noch im Urlaub

In den Geschmackshimmel katapultierte mich schließlich die Erdbeer-Sphäre mit Schoko-Mousse ganz in Weiß und Rhabarberstückchen.

Nebenher habe ich Käse geknabbert. Original aus Sachsen. Erst war ich etwas skeptisch. Bei meinen bisherigen Experimenten mit lokalen Milcherzeugnissen musste ich irgendwie immer an fleischlose Veganer-Schnitzel denken. Aber alles Käse! Ob von der Ziege, mit Kräutern oder würzig gereift – im Freistaat kann man Käse.

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Lokalkolorit möchte die Küche übrigens bei möglichst vielen Zutaten zeigen. „Wir wol­len mit tollen Produkten aus der Region hand­werk­lich auf hohem Ni­veau ko­chen – und zwar nur das, wor­auf wir auch Bock haben“, sagt Max Henry Mül­ler. Ster­ne seien nicht das Ziel. „Ma­xi­mal ein Ne­ben­pro­dukt!“

Es wäre aber nicht das erste Mal, dass Mül­ler die Mi­che­lin-In­spek­to­ren über­zeugt.  Und vielleicht strahlt in der Gourmet-Bibel bald ein Stern, der über der Dresdner Straße aufgeht. Maas und sein Team planen nämlich bis Ende 2017 gleich neben dem Château 9 ein Restaurant zu eröffnen. Bislang steht die allerdings noch aus – aber ich werde bei meinem nächsten Besuch im Château 9 mal nach haken …

Kurzes UPDATE 2021: Chef de Cuisine MaxHenry Müller kocht mittlerweile im Restaurant „Macis“, im Château 9 schmeckt es aber trotzdem noch ausgesprochen lecker.


Wo? Dresdner Straße 3-5, Leipzig

Wann? Außer an Feiertagen immer montags bis samstags von 14 bis 23 Uhr

Wie viel? Eine Flasche an der Weinbar gibt´s ab 19 Euro. Beim Lunch zahlt man 15 Euro für zwei, 18 Euro für drei Gänge und die Kleinigkeiten am Abend starten ab 5 Euro.

Gut zu wissen: In der gut sortierten Weinhandlung kann man seine Favoriten auch nach einem langen Abend noch für den heimischen Weinkeller erwerben. Oder gegen ein Korkengeld von 10 – 10,05 Euro pro Flasche einfach vor Ort genießen.


Fotos: Claudia Masur, Michaela Morrison

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