Shalom Salomon!
Im Graphischen Viertel hat das erste koscher-zertifizierte Restaurant Leipzigs eröffnet: das Campus Café Salomon. Hier wird zum Frühstück, Lunch und Abendbrot nur aufgetischt, was den strengen, jüdischen Speisegesetzen entspricht …
Alles koscher also . Keine leichte Aufgabe! Denn nicht nur die Naturalien unterliegen der Kaschrut (hebräisch für jüdische Speisegesetzte). Auch bei der Zubereitung ist einiges zu beachten. Beispiel gefällig? Milch- und Fleischprodukte müssen kompromisslos getrennt werden. Und zwar nicht nur auf dem Teller! Fleisch und Milch dürfen nicht zusammen gegessen, nicht zusammen gekocht und nicht zusammen aufbewahrt werden.
„Um Milch- und Fleischprodukte anzubieten, bräuchten wir also ZWEI Küchen“, sagt Wirt Jakow Kerzhner. Da dies doch etwas zu aufwendig ist, wird im Salomon vegetarisch oder gar vegan gekocht – und Fisch serviert. Das Tier ist nicht so kompliziert wie Fleisch. Lediglich Flossen und Schuppen muss es haben. Alle anderen Meeresbewohner sind dagegen treife, also nicht koscher.
Damit sich auch ja Nichts einschleicht, was treife ist (beispielsweise eine Schnecke im Salat), überwacht ein Maschgiach – der Koscher-Inspektor sozusagen – alle Speisen sowie ihre Zubereitung. Für den Aufwand gab´s vom Rabbi das Koscher-Zertifikat, welches Jakow und sein Kompagnon Boleslav Glavatki stolz neben der Kasse am Tresen platziert haben – eigentlich der einzige (haptische) Hinweis, dass im Salomon alles koscher is(s)t …
Die Atmosphäre
Ganz im Gastro-Zeitgeist der Messestadt, setzt man im Salomon auf Industrie-Chic: kleine Lampen baumeln an langen Kabeln von hohen Decken, die Fenster sind riesig und die Wände teils aus kahlem Backstein, mal in Hipster-Türkis oder mit einer historischen Architekturansicht verziert. Kühl erscheint das Lokal mit den rund 40 Sitzplätzen trotzdem nicht. Stuckleisten, ein gemütliche Sofaecke und Holzelementen peppen das Industrie-Design behaglich auf. Und nicht zuletzt sorgen die herzlichen Gastgeber dafür, dass man sich im Salomon sofort wohl fühlt.
Die Küche
Koscher bedeutet im Salomon vor allem eins: Viel Aufwand am Herd! „Um wirklich sicher zu gehen, dass alles koscher ist, kochen wir ausschließlich mit hochwertigen und unverarbeiteten Zutaten“, erzählt Jakow. Und das schmeckt man! Meine Shakshuka – versunkene Eier in einer fruchtigen Tomatensoße mit knackigen Paprika und aromatischen Kräutern – ist ausgezeichnet. Nur etwas schärfer hätte das israelische Nationalgericht für meinen Gaumen sein können. „Das musst du beim nächsten Mal einfach sagen“, lacht Koch Glavatki.
Mache ich, denn das Salomon macht Appetit! Egal ob zum Frühstück, mittags oder am Abend – die Speisekarte kitzelt meine Geschmacksnerven. Neben israelischen Klassikern wie gefiltem Fisch oder Hummus, hat mein Geschmackskompass bereits den Israelischen Spinatauflauf angepeilt. Und ich frage mich, was der Quinoa Salat so alles kann oder wie mir wohl die gegrillte Dorade mit Zitrone, Meersalz und Thymian auf Fenchelgemüse schmeckt?
Zudem werden im Salomon ganz einfache Speisen wie English Breakfast mit Räuchertofu, vegane Currywurst oder Pasta in verschiedensten Italo-Variationen aufgetischt. Und zum Kaffee lockt Kuchen. Wie wäre es mit einer Mascarpone-Mandarinen-Torte oder einem Stück vom hausgemachten Heidelbeeren Cheese-Cake …
Das Kuchenangebot wechselt ständig. Und auch generell wird sich im Salomon geschmacklich noch einiges wandeln! „Unsere Karte ist derzeit im Testlauf“, sagt Jakow. Er kündigt aber an: Es werden deutlich mehr Gerichte aus Israel ihren Weg auf die Teller finden!
Trinkbares
Guter Kaffee, Tee, Säfte und Almdudler, Bionade oder Red Bull – im Salomon ist das Alkoholfreie eher bodenständig. Vielleicht gesellt sich ja in der Freisitz-Saison noch die eine oder andere #homemade Limo dazu?
Beim Alkohol wird es spannender: Zum einen schenken die Wirte israelisches Bier aus, zum anderen lohnt der Blick auf die Weinkarte. Da finden sich Traubenerzeugnisse aus Israel, die man sicher nicht an jeder Ecke kosten kann. Und: Diese Weine sind nicht nur koscher, sondern auch mevuschal. Heißt: Der Wein darf auch von einem Nicht-Juden ausgeschenkt werden, ohne dass dieser gleich unrein wird. Na dann, Prost oder LeChaim, wie man in Israel sagt!
Die Gästebetreuer
Jakow Kerzhner und Glavatki Boleslav sind Vollblut-Gastgeber! Jeder wird im Salomon freundlich empfangen und man merkt sofort: die Zwei sind mit viel Lust und viel Leidenschaft dabei.
Preis-Genuss-Quotient
Während der Soft-Opening-Phase (März 2019) kann man im Salomon schon ab 4 Euro (Porridge mit Zimt und Vanille) in den Tag starten; ein kleiner Kaffee kostet 1,80 Euro. Mittags wird ab 3,90 Euro aufgetischt und abends kostet das teuerste Gericht (gegrillte Dorade oder gebratene Forelle) 16,50 Euro. Ein Glas Wein trinkt sich ab 4,60 Euro und das israelische Bier schlägt mit 3 Euro zu Buche. Moderate Preise, vor allem wenn man bedenkt, dass alles koscher ist. Aber: Die Preise sind Eröffnungspreise! Es bleibt also abzuwarten, wo die Reise hingeht.
Mein Fazit: Das Campus Café Salomon wird zwar erst am 26. März 2019 offiziell eröffnet und auf der Karte wird sich sicherlich noch einiges tun. Aber lecker ist es definitiv und ein Besuch im ersten koscheren Restaurant der Stadt lohnt sich schon während der Soft-Opening-Phase. Wenn ich im Sommer aus Kalifornien zurück bin, gibt es ein geschmackliches UpDate …
Update Herbst 2021
Das Campus Café Salomon hat leider bis auf weiteres geschlossen. Trotzdem muss man in Leipzig nicht auf die koscheren Kreationen von Jakow Kerzhner verzichten. Er betreibt das Le Kosher, ein Catering- und Handelsgeschäft mit Weinen und Spezialitäten aus Israel.
Wo? Salomonstraße 8 in Leipzig, gleich auf dem Campus der Rahn-Schulen.
Wann? Montag bis Donnerstag 8 bis 21 Uhr, Freitag 8 bis 17.30 Uhr und am Sonntag von 10 bis 14 Uhr (Achtung: die Zeiten werden immer mal wieder angepasst)
Gut zu wissen: Sonntags wird im Salomon israelisch gebruncht!
Fotos: SUSANN FRIEDRICH
Ich war noch nie in Leipzig, Bin nur durchgefahren. Ein Grund mehr, mal paar Tage Leipzig zu besuchen und bei Euch zu brunchen.
Da gebe ich auch gerne ein paar Tipps für die Tage in Leipzig ?